Es ist Juli 2018, und die WordPress-Welt wartet weiter gespannt auf Gutenberg. Auf dem WordCamp Europe in Belgrad hat Matt Mullenweg in seiner Keynote mit dem Titel »A Summertime Update« jetzt immerhin so etwas wie eine Roadmap für WordPress 5.0 vorgestellt.
Wer will, kann sich die komplette Keynote auf WordPress.tv anschauen, ich beschränke mich in diesem Beitrag auf Gutenberg, die Roadmap und ein Fazit.
Die (vorläufige) Roadmap für Gutenberg
In seiner nur knapp 16 minütigen Keynote (der Rest des Videos ist eine Q&A-Session) gab es neben diversen anderen Themen unter anderem erstmals so etwas wie einen Zeitplan für Gutenberg und WordPress 5.0:
Roadmap – June 2018
- Freeze new features into Gutenberg
- Hosts, agencies and teachers invited to opt-in sites they have influence over
- Opt-in for wp-admin users on WP.com
- Mobile App support in the Aztec editor across iOS and Android
Wir haben jetzt Anfang Juli und meines Wissens ist von diesen Punkten noch nicht wirklich viel umgesetzt.
Roadmap – July 2018
- 4.9.x release with a strong invitation to install either Gutenberg or Classic Editor plugin
- Opt-out for wp-admin users on WP.com
- Heavy triage and bug gardening, getting blockers to zero
- Explore expanding Gutenberg beyond the post, into site customization
Den Hinweis auf Gutenberg wird es wahrscheinlich in WordPress 4.9.8 geben. Einen Entwurf von Mel Choyce findet man im Beitrag Update: „Try Gutenberg“ Call auf gutenbergtimes.com.
Roadmap – August 2018 and beyond
- All critical issues resolved
- Integration with Calypso, offering opt-in users
- 100k+ sites having made 250k+ post using Gutenberg
- Core merge, beginning the 5.0 release cycle
- 5.0 beta releases and translations completed
- Mobile version of Gutenberg by the end of the year
Eine Beta von WordPress 5.0 wird im Abschnitt zu August 2018 oder später erwähnt, wobei das Erscheinungsdatum sich ziemlich sicher auf das oder später beziehen wird. Matt nennt das am Ende seiner Keynote kurz und bündig „5.0 is going be ready within a relatively short time frame.“
Gutenberg als Editor ist nur der Anfang …
Während die Roadmap zu 5.0 also gutenberg-typisch eher vage bleibt, fand ich folgende Anmerkung auf die Frage aus dem Publikum, wie WordPress 6.0 aussehen wird, sehr interessant (im Video ab ca. 40:50 min) :
… the releases to watch out for are 5.1, 5.2 and 5.3, because they are gonna be just as significant as 5.0 of what’s coming.
WordPress 5.0 ist nur der Anfang. In den folgenden Releases werden die nächsten Phasen von Gutenberg umgesetzt, die gemäß der Roadmap ab Juli erforscht werden sollen.
Fest steht, dass WordPress-typische Mechanismen wie Widgets und Menüs verschwinden und komplett durch Blocks ersetzt werden. Matt hält diese Änderungen zwar für genauso bedeutsam wie die Einführung von Themes in WordPress 1.5, aber wie und was da genau passieren wird, ist und bleibt auch nach dieser Keynote völlig unklar.
Fazit: Keinerlei Planungssicherheit
In The State of the Gutenberg hatte ich im März dieses Jahres folgende Schlussfolgerung:
… Fazit ist, das WordPress auf absehbare Zeit so gut wie keine Planungssicherheit bietet.
Das hat sich ein paar Monate später trotz Roadmap nicht wirklich geändert.
Gutenberg ist eine gute Idee, aber für Entwickler von Themes und Plugins sowie Autoren von Büchern oder Videotrainings zu WordPress gibt es nach wie vor keinen Zeitrahmen für die Planung ihrer Projekte.
Nur mal als Beispielrechnung: Wenn WordPress 5.0 Ende des Jahres tatsächlich erscheinen sollte und es danach wieder wie früher 3 Releases pro Jahr gibt, dann wären wir für WordPress 5.3 bei Ende 2019 oder Anfang 2020. Das sind noch ungefähr 1,5 Jahre!
Die nächste Keynote von Matt ist übrigens auf dem WordCamp US im Dezember 2018. Mal sehen, was er dann zu erzählen hat.
Vielen Dank für die Einbeziehung unseres Artikels auf der Gutenberg Times.
Was ich von vielen Plugin- und Themenentwicklern höre ist, dass sie auf die erste Beta-Version von WordPress 5.0 warten, before sie anfangen ihre Produkte Gutenberg-kompatible zu machen. Sie rechnen mit einem längeren Betareleasezyklus aufgrund der Gutenberg Merge Proposal.
Ist das auch die Haltung von deutschen WordPressproduktentwicklern?
Hallo Birgit,
ich denke schon, dass viele Theme- und Plugin-Entwickler auf eine konkrete Umsetzung warten, aber ich habe das Gefühl, dass die weite WordPress-Welt zunehmend verunsichert ist.
Seit Dezember 2016 wird jetzt von der Gutenberg-Revolution geredet, aber sie wird immer wieder verschoben und niemand weiß, wie WordPress danach funktioniert. Außer das es auf „Blocks“ basiert.
Große Firmen wie Automattic und Yoast haben die Ressourcen, die Möglichkeiten von Gutenberg bereits jetzt zu erforschen und für sich zu nutzen, aber kleinere Software-Buden nicht.
Zumal es ja nicht nur um den blockbasierten Editor in WP5.0 geht: „… the releases to watch out for are 5.1, 5.2 and 5.3, because they are gonna be just as significant as 5.0“. In der Roadmap für Juli steht dazu nur „Explore expanding Gutenberg beyond the post, into site customization“. Das heißt frei übersetzt, die wissen selbst noch nicht, wohin die Reise geht, und diese Vorstellung ist nicht wirklich geeignet, meine Verunsicherung zu beseitigen.
Wenn ich mein Buch „Einstieg in WordPress“ zu WordPress 5.0 überarbeite und darin den Gutenberg-Editor vorstelle, ist es vielleicht wenige Wochen nach Erscheinen völlig überholt und ich kann wieder von vorne anfangen. Das erinnert dann doch mehr an Sysiphos als an das Schiff von Theseus, das Gutenberg-Entwickler Mathias Ventura in einem Beitrag als Metapher benutzt (Gutenberg, or the Ship of Theseus).
Und das geht denke ich vielen Theme- und Plugin-Entwicklern genauso. Wie sollen sie ihre Produkte an Gutenberg anpassen, wenn sie nicht wissen, was passieren wird?
Eine Beta-Version von 5.0 ist also bestimmt nützlich, löst das grundlegende Problem denke ich aber nur zum Teil.