Ein Web-Klassiker: »Hot Wired Style«

Ich bin heute abend in meinem Bücherregal nach langer Zeit mal wieder über ein altes Web-Buch gestolpert

Und zwar diesen hier:

1997 ist dieses Buch der Feder von Jeff Veen entsprungen, der unter anderem Adaptive Path und TypeKit mitgegründet hat (die Story dazu).

Ich habe das Buch damals regelrecht verschlungen, was zahllose Anmerkungen, Unterstreichungen und Hervorhebungen auf den knapp 150 Seiten heute noch dokumentieren.

Principles of Web Design

Die folgende Liste zeigt einige der Prinzipien des Webdesign, die im Buch ihren Niederschlag in Form von Kapitelüberschriften finden:

  • Know Your Code
  • Degrade Gracefully
  • Be Simple
  • Be Fast
  • Be Clear
  • Master Hypertext
  • Beware Multimedia
  • Follow Your Audience

Die meisten dieser Ratschläge gelten heute genauso wie vor 15 Jahren. Principles of Web Design.

Das Buch hat ein absolut schrilles Cover und ist in einigen Teilen echt „outgedatet“. Die Beschreibung der Websites von 1997 und die entsprechenden Screenshots zum Beispiel sind eher witzig und haben höchstens noch einen dokumentarischen Wert.

The Web is not Print

Veen beschreibt in einem Buch von 1997 Probleme, mit denen wir zum Teil heute noch kämpfen. Gleich auf Seite 1 geht es los:

Say this out loud: The Web is not print. The Web is not televison. The Web is not a CD-ROM.

Seem obvious? It’s not. Say it again. Although it has words like books, images like TV, and multimedia like CD ROMs, the Web is singular. It has its own language, aesthetic, issues and problems…

Natürlich würde niemand ernsthaft behaupten, dass das Web aus Papier ist, aber unser gestalterisches Denken war (und ist) größtenteils an einem Blatt orientiert, wie wir es vom Papier her gewohnt sind. Die tatsächliche Breite eines Blatt Papier wurde im Laufe der Jahre durch die gedachte Breite eines Viewport ersetzt. Aus 21cm wurden 960px. Man braucht ja schließlich einen Rahmen.

Schon vor fünf oder sechs Jahren gab es im Prinzip die Möglichkeit, flexible Layouts umzusetzen, aber spätestens mit dem Aufkommen der CSS-Grid-Frameworks wie Blueprint oder 960gs hatte sich die Sache erledigt. 960px und ab dafür. Endlich konnten Designer wieder in Photoshop entwerfen und das Layout dann einfach in den Browser übertragen.

Erst seit „Responsive Web Design“ ab 2010 ein Trend wurde, wird die Flexibilität des Mediums als Vorteil gesehen. Und zwar fast so, wie John Allsopp in seinem Essay „A Dao of Web Design“ schon zehn Jahre vorher geschrieben hatte:

It’s time to throw out the rituals of the printed page, and to engage the medium of the web and its own nature.

Fazit

Im Kern sind viele der im Buch genannten Principles for building smart websites (so der Untertitel auf meinem Exemplar) immer noch gültig. Im Gegensatz zu David Siegels Superseller „Creating Killer Web Sites“ von 1996, der im Regal direkt daneben steht, ist „Hot Wired Style“ jedenfalls kaum gealtert. Siegel stellte schon ein Jahr später fest „The Web is Ruined and I ruined it„, Veens Buch hingegen ist teilweise noch erfrischend aktuell.

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