little-boxes.de ist offline

Seit heute ist die Website little-boxes.de offline. Die Domain wird weitergeleitet auf eine kleine Landing Page:

Little Boxes – RIP

Auf LinkedIn waren einige Leute sogar ein bisschen traurig, und Kommentare von Mastodon stehen dank ActivityPub unter diesem Beitrag.

Den folgenden Abschnitt The Making of Little Boxes habe ich vor dem Abschalten der Site noch schnell kopiert, damit die Geschichte nicht ganz verloren geht.

The Making of »Little Boxes«

Die Idee oder „CSS – damals und heute“

CSS fand ich schon immer faszinierend und bereits kurz nach der Jahrtausendwende gab es in „Eigene Homepage erstellen“ ein Kapitel mit dem Namen „CSS – Formatieren mit Stil“, in dem es um Schriftgestaltung ging. 

Damals, im Jahre 2001, wurden Stylesheets als ein „Sahnehäubchen auf der Erdbeertorte“ eingesetzt: 

  • Bauen Sie Ihre Webseiten möglichst ohne <font>. Das ist die Erdbeertorte
  • Formatieren Sie überschriften, Fließtext und mehr mit einem externen Style Sheet. Das ist das Sahnehäubchen.

Positioniert wurden Objekte auf Webseiten weiterhin mit HTML-Tabellen und nicht mit CSS.

„Little Boxes“ entsteht

Ab Sommer 2004 begann der Gedanke an ein neues Buch langsam zu reifen, aber erst im Herbst 2005 wurde das Projekt konkret. Bücher zu CSS haben oft Begriffe wie „Professionell“, „Design“ oder „Praxis“ im Titel und nach Erschein war „Little Boxes? Witziger Titel. Wie sind Sie denn darauf gekommen?“ ein oft gehörter Kommentar zum Buch. 

Im Laufe der Jahre wurde mir immer deutlicher, dass Webseiten im Grunde genommen nur eine Ansammlung von kleinen, rechteckigen Kästchen sind, die in HTML erstellt und per CSS gestaltet werden. Als der Gedanke an das Buch reifte und konkreter wurde, kam der Titel ganz von alleine: Little Boxes

Das Risiko war, das „Little Boxes“ nichts über das Thema sagt und ein englisches Buch suggeriert. Wenn jemand nach einem Buch zum Thema CSS sucht, bleibt er nicht unbedingt bei „Little Boxes“ hängen. Trust your intuition. Der Titel blieb.

Little Boxes erscheint als Book on Demand

Nachdem die Idee zum Buch bereits über ein Jahr gereift war, saß ich im Herbst 2005 an unserem Küchentisch und erzählte meiner Frau, dass ich mir mal ein paar Verlagsadressen raussuchen und anschreiben werde, ob sie Interesse an einem Buch hätten. Und sie fragte nur „Okay, willst du das wirklich?“ Sie meinte nicht das Schreiben. Sie meinte etwas anderes.

Vom Verlegen

Von meiner Buchidee war ich überzeugt, ebenso das ich die Umsetzung hinkriegen würde. Das Ergebnis dieser Bemühungen nennt man dann Manuskript, auch wenn es nicht mehr wirklich von Hand geschrieben wird, aber ein Manuskript muss verlegt werden. 

„Verlegen“ bedeutete im Mittelhochdeutschen „Geld ausgeben“ oder „etwas auf seine Rechnung nehmen“. Ein Verleger erwirbt also das Nutzungsrecht an einem Manuskript und gibt dann Geld aus, um daraus ein Buch zu machen: Er finanziert die Herstellung (Lektorat, Layout, Druck) und übernimmt anschließend Werbung und Vertrieb (Wikipedia). 

Bei den meisten Verlagen schreibt man für eine Buchreihe, in der bestimmte Formate eingehalten werden müssen, ob das nun passt oder nicht. Außerdem bekommt der Verlag mit der Unterschrift die Rechte an dem Text, sodass man bei der weiteren Verwendung in anderen Zusammenhängen viele Wenns und Abers berücksichtigen muss. 

Und last not least: Ein Buch ist viel Arbeit und der Autor bekommt bei einem Verkaufspreis von 20 Euro etwa 1 Euro pro verkauftem Buch, was sich wirklich nur bei sehr guten Verkaufszahlen rechnet.

Books on Demand

Auf einer nächtlichen Autobahnfahrt zwischen Hannover und Oldenburg hatte ich eine Sendung über Veränderungen im Verlagswesen gehört. Durch die Digitalisierung des Buchdrucks wird es möglich, ein Buch erst auf Bestellung („on demand“) drucken zu lassen. Damit entfällt das Problem der Auflage, die eigentlich immer zu groß oder zu klein und die vor allem teuer ist. So recherchierte ich ein wenig im Web und fand Books on Demand, die aus der technischen Möglichkeit eine komplettes Dienstleistungspaket geschnürt hatten.

Der Autor erstellt eine fertig gelayoutete Druckvorlage als PostSript oder PDF und Books on Demand übernimmt die Erstellung eines Druckmasters, besorgt eine ISBN-Nummer, liefert zwei Pflichtexemplare an die Deutsche Bibliothek und kümmert um die Anbindung an den Buchhandel. So kommt man als Autor ohne Verlag zu einem richtigen Buch, dass sowohl im Internet bei Amazon [&] Co. als auch bei jedem Buchhändler bestellt werden kann.

Die Idee klang gut. Für Herstellung und Vertrieb als klassische Verlagsaufgaben war damit eine realistische Alternative gefunden. Blieb noch die Werbung. Was nützt ein gutes Buch, wenn niemand etwas davon weiß.

Und da kommt das Internet ins Spiel. Es muss doch möglich sein, dachte ich mir, ein Buch über CSS-Grundlagen zu schreiben und es via Internet bekannt zu machen. Das war die eigentliche Herausforderung, und langsam reifte die Bereitschaft, diese Herausforderung anzunehmen.

Die Kuh in der Molkerei

Normalerweise liefert der Autor das Manuskript ab wie eine Kuh die Milch, und der Verlag macht dann als Molkerei das fertige Produkt daraus.

Dieses Mal war ich nicht nur Kuh, sondern auch Molkerei. Während des Schreibens gab es nebenbei Dinge wie Buchformat, Cover-Entwurf, Layouten, Korrektur lesen, PDF-Einstellungen, Seitenzahl, Verkaufspreis und vieles mehr zu bedenken.

Der Teufel steckt halt im Detail, und insgesamt war es gelinde gesagt etwas mehr Arbeit als ich vorher gedacht hatte. Nichtsdestotrotz habe ich Mitte April die fertige Druckvorlage an Books on Demand geschickt.

Einige Wochen später erhielt ich per Post zwei Referenzexemplare. Diese Exemplare sind Vertragsbestandteil und eine Art Nullmessung. So soll es sein. Ich hatte mir in den Wochen vorher viel Gedanken über die Qualität des Buches selbst gemacht, war aber von den beiden Referenzexemplaren begeistert. Bindung stabil, Abbildungen sauber und die Druckqualität war echt gut. Kurzum: Ein richtiges Buch.

Ich gab mein OK an BoD und am 15. Mai 2006 war „Little Boxes“ das erste Mal bei Amazon gelistet. Jetzt musste ich nur noch möglichst viele Leute davon überzeugen, es auch zu bestellen …

Little Boxes – Ein Buch mit Demand

Normalerweise hat man mit der Vermarktung als Autor eher weniger zu tun, aber bei einem Book on Demandmuss man halt alles selber machen. Dabei hatte ich auch ein bisschen Glück, und das fing schon an, bevor das Buch überhaupt geschrieben war.

Januar 2006: Das CHIP Sonderheft Homepage

Anfang Januar habe ich durch Vermittlung eines Freundes fünf Artikel für das CHIP Sonderheft Homepage „Die perfekte Website“ geschrieben. Im Autoren-Info zu den Artikeln stand, dass voraussichtlich im April das Buch „Little Boxes“ erscheint, in dem der Autor die Themen aus dem Sonderheft vertieft.

Dieser Satz hatte mich einige Überwindung gekostet, denn als ich ihn Ende Januar schrieb, gab es von „Little Boxes“ noch keine Zeile. Also lief ich durchs Haus, überlegte, machte den Abwasch, staubsaugte das Wohnzimmer und klickte dann auf „Senden“. Damit war „Little Boxes“ geboren. Jetzt musste ich es nur noch schreiben …

Nach Erscheinen des Sonderheftes Ende März gab es ein sehr positives Feedback. Das Heft verkaufte sich gut, die CHIP-Redaktion stellte mir die PDFs zum kostenlosen Download zur Verfügung und die Artikel-PDFs wurden viele Tausend Mal runtergeladen.

Mai 2006: Das Buch und die Website

Ursprünglich hatte ich nicht vor, für „Little Boxes“ eine eigene Site zu bauen, und so steht auf dem Cover der BoD-Ausgabe die URL http://infotekten.de. Kurz nach Abgabe der Druckvorlage fragte Testleserin Wübke aber ganz salopp „Wie wär’s mit einer kleinen Site zum Buch?“

Eigentlich keine schlechte Idee, und little-boxes.de war noch frei. Also baute ich eine Mini-Site: vier Seiten, Cover-Foto, Download, fertig. Es bot sich an, das Design an dem Beispiel aus dem Buch zu orientieren. Ein paar Wochen später wurde noch WordPress eingebaut.

Die renommierte Online-Learning-Site akademie.de hatte in ihrem Blog nicht nur die CHIP-Artikel verlinkt, sondern auch gleich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ein paar CSS-Artikel zu schreiben.

Der erste Artikel (von insgesamt 10) erschien am 15. Mai 2006. Am gleichen Tag wurde „Little Boxes“ das erste Mal bei Amazon gelistet.

Mai/Juni 2006: Die ersten Rezensionen

Das Buch war fertig. Jetzt konnte ich anfangen, einige Exemplare zu verschicken. Ich fing an mit Klaus Langenberg von TheStyleWorks.de, David Maciejewski von der Technikwürze und einigen Blogs, die ich regelmäßig las. 

Die erste Rezension erschien auf der Buchseite von TheStyleWorks.de und war sehr positiv. Kurz darauf kam Davids Besprechung in der Technikwuerze #23

Peter Müller versteht es eben, Inhalte so zu vermitteln, dass sich niemand langweilt. Und selbst mir als CSS-Profi mit jahrelanger Erfahrung hat das Lesen dieses Buches Spaß gemacht.

Technikwuerze #23

Die Besprechung war so überschwenglich, dass ich beim Hören fast Rot wurde und gleichzeitig total erleichtert war. Es hatte geklappt: „Little Boxes“ war das Buch geworden, das ich mir vor einigen Jahren beim Lernen von CSS gewünscht hätte.

Sommer 2006: When the flame begins to catch …

Im Juni und Juli gab es weitere positive Rezensionen, von Arne Kriedemann, Moderator der XING-Gruppe Webdesign und Usability, Webkrauts-Gründer Jens Grochtdreis und vielen anderen Lesern.

Bei akademie.de erschienen im Sommer die erwähnten zehn CSS-Artikel, die viel gelesen und verlinkt wurden. In Foren wurde „Little Boxes“ als Einsteigerbuch empfohlen und bei Amazon kletterte es langsam aber sicher auf die CSS-Bestsellerliste.

„Little Boxes“ wurde im Sommer und Herbst nur durch die Empfehlungen der Leser von einem Book on Demand zu einem Buch mit Demand.

Little Boxes erscheint bei Markt + Technik

„Little Boxes“ war ein Erfolg und blieb bei Amazon in den Webdesign-Verkaufslisten oben stehen.

Im Herbst 2006 nahm dann ein Freund ein paar Exemplare des kleinen gelben Büchleins mit zur Frankfurter Buchmesse und reichte bei einigen Verlagen ein Exemplar rein. Ergebnis war, dass sich ein paar Tage später gleich vier Verlage gemeldet hatten, die das Buch gerne verlegen würden.

Trotzdem habe ich mich oft gefragt, ob ich wirklich zu einem Verlag wechseln sollte, denn die klassische Verlagsarbeit hatte ich eigentlich schon erledigt. Das Buch war produziert und ein Hit. Durch den Wechsel würde ich die Rechte am Text abtreten und das Buch um ca. fünf Euro teurer, obwohl ich pro Exemplar wesentlich weniger Honorar bekäme. Klingt nicht wie ein guter Deal.

Der Wechsel zu einem klassischen Verlag

Der Wechsel zu einem Verlag hatte letztlich mehrere Gründe:

  • Die Autorenschaft ohne Verlag kommt immer noch ein bisschen wie ein Makel daher. Es gab einige Rezension und Mails im Ton von „Ich verstehe gar nicht wie so ein gutes Buch keinen Verlag findet“. Die Idee, dass sich jemand freiwillig für die Veröffentlichung ohne Verlag entscheidet, schien niemandem zu kommen.
  • Wichtiger war aber, dass Self-Publishing sehr zeit- und arbeitsintensiv ist, da der Autor neben dem Schreiben auch alle klassischen Verlagsaufgaben übernimmt (siehe oben, »Vom Verlegen«). Wie viel Arbeit das ist merkt man erst, wenn es mal gemacht hat.

Weitere Gründe waren die mangelnde Präsenz im stationären Buchhandel („brick and mortar“ im Jargon, ein Book on Demand steht in keinem Buchladen, und Spontankäufe fallen so flach) und die Möglichkeit einer englischen Version, die mir bei einem internationalen Verlag realistischer schien.

Fazit: Für ein einzelnes Projekt ist Self-Publishing gut machbar, aber auf Dauer bevorzuge ich die Arbeit mit Verlag.

Februar 2007: Little Boxes bei Markt+Technik

Den Zuschlag bekam letztendlich Pearson alias Markt + Technik, nicht zuletzt dank des Engagements von Lektor Boris Karnikowski, der übrigens auch die Einführung von Michael Jendryschik und viele andere gute Bücher aus dem Webbereich betreute.

Im Dezember habe ich den Text komplett überarbeitet, geschliffen und erweitert und im Februar 2007 erschien dann die erste Markt+Technik-Ausgabe von „Little Boxes“. 325 Seiten stark, 19,95 Euro teuer und mit einem sympathischen Cover.

Das Videotraining

Durch die Zusammenarbeit mit Markt + Technik gab es auch völlig neue Perspektiven wie zum Beispiel die Erstellung eines Videotrainings. So reiste ich während der Arbeiten an Little Boxes 2 für eine Woche nach Graz zu video2brain.

Genau genommen war ich in “Moskau”. Das ist der Spitzname des ca. 6 m2 großen Aufnahmeraums bei video2brain. Gleich daneben liegen übrigens “New York” und “London”. Die Welt ist bei v2b zum Greifen nahe …

Was mich an dem Projekt besonders gereizt hat: Als Dozent das Medium “Videotraining” (alias “Screencast”) auszuprobieren. “Zugeschaut und mitgebaut” hieß das früher im Fernsehen. Man hat mehr Möglichkeiten als bei einem Buch, Dinge zu zeigen, lebendiger, und das ist es glaube ich auch geworden.

2007 bis 2009: Neue Bände erscheinen

Die „Little Boxes-Reihe“ hat nach und nach ein bisschen Zuwachs bekommen:

  • Rund um die Aufnahmen für das erste Videotraining bin ich mit den Arbeiten an Teil 2 begonnen, der im Dezember 2007 erschien.
  • Im Herbst 2008 folgte mit Teil 0 der „Little Boxes“-Band für interessierte Laien. Untertitel „Was Sie wissen sollten, bevor Sie eine Website bauen (lassen)“. Teil 0 war bald ausverkauft, feierte aber eine Art heimlicher Wiederauferstehung in „Die Homepage-Schule“.
  • Im Frühjahr 2009 erschien schließlich noch das Videotraining zu Teil 2, das bereits im Herbst 2008 beim leider viel zu früh verstorbenen Autorenkollegen Hagen Graf in Fitou aufgenommen wurde.
  • Im Juli 2009 kam dann die zweite, komplett überarbeitete und erweiterte Auflage von Teil 1 auf den Markt.

Teil 1 und 2 wurden Teil von „Das große Little Boxes-Buch“, das im Sommer 2011 erschien. Auch das Videotraining kam in einer neuen Auflage unter dem Titel „Little Boxes – Das große Training“.

Der Wechsel zu Rheinwerk

Markt + Technik hat irgendwann ziemlich plötzlich aufgehört, Computerbücher herauszubringen, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich habe mir die Rechte am Text zurückgeben lassen und bin dann zu Rheinwerk gewechselt. Dort erschienen dann Bücher wie Einstieg in CSS, die Flexible Boxes als eine Art Folgeband, und aktuell der Einstieg in HTML und CSS. Das Buch enthält im Kern immer noch kleine Teile von Little Boxes und so beginnt es, genau wie das in 2006 erschienene erste Büchlein, mit einem Zitat aus Alice in Wonderland:

Wie heißt es bei Alice im Wunderland? – »Fange am Anfang an, und mach weiter, bis du ans Ende kommst, dann halte an.« Folge dem weißen Kaninchen. Das hier ist der Anfang.

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11 Gedanken zu „little-boxes.de ist offline“

    • Der Schritt war lange überfällig, denn 15 Jahre nach der Freischaltung waren die Inhalte so veraltet, dass sie wahrscheinlich mehr Schaden als Nutzen angerichtet haben.

      Aber es war schon ein bisschen Wehmut damit verbunden, denn es war namensmäßig das letzte Überbleibsel von »Little Boxes«. Jetzt gibt’s nur noch Reste im Text, und das Buch fängt immer noch mit diesem Absatz an:

      »Wie heißt es bei Alice im Wunderland: ‚Fange beim Anfang an, und lies bis du an’s Ende kommst, dann halte an‘. Folgen Sie dem weißen Kaninchen. Das hier ist der Anfang.«

      🤗

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